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Rosige Zukunft? Nicht für die nachhaltige Mode!

Rosige Zukunft? Nicht für die nachhaltige Mode!
Um die nachhaltige Mode steht es nicht gut. Geschwächt durch die Coronakrise, die damit verbundenen Schwierigkeiten in den Lieferketten, den enorm gestiegenen Transport- und Materialkosten trifft unsere angeschlagene Branche die Inflation und die damit verbundene Kaufzurückhaltung besonders stark. Bei Kleidung lässt es sich einfach sparen. Unsere Kleiderschränke sind in der Regel voll. Verzicht oder günstigeres Einkaufen ist im Modebereich leicht.

Dass im nachhaltigen Kleidungsbereich gespart wird, merken auch wir seit Mitte letzten Jahres sehr stark. Wir müssen uns täglich überlegen, wo wir Kosten einsparen können, was wir verändern können, wie wir unser Sortiment verkleinern ohne unsere Auswahl in wichtigen Bereichen deutlich einzuschränken. Zu den geringeren Umsätzen kommen noch die gestiegenen Kosten, die uns als Laden natürlich auch treffen. Wir verstehen, dass viele Kund*innen keine Wahl haben und sparen müssen. Und wir sind allen dankbar, die trotz gestiegener Lebenshaltungskosten nach wie vor zu uns kommen und am Konzept der fairen Mode festhalten!

Die Insolvenzen in unserem oder uns verwandten Bereichen machen unsere Sorgen natürlich nicht kleiner. So traf es letztes Jahr unsere Nachbar*innen von Original Unverpackt, die nach ihrer Insolvenz glücklicherweise mit neuer Geschäftsführerin am Start sind und alles geben, um den Laden und das Konzept zu retten. Auch eine unserer Jeansmarken war betroffen und wagt nun einen Neustart.

Und jetzt ist eine unserer Marken in Gefahr, an der wir ganz besonders hängen - nämlich bleed!
Mit diesem Newsletter möchten wir bleed in ihrem Kampf ums Überleben unterstützen. Vielleicht kann und will die/der eine oder andere von Euch dabei helfen.



Die Situation bei bleed
Anfang des Jahres noch hatten wir bleed in Helmbrechts in Franken besucht, um ihre neue Kollektion anzuschauen und zu bestellen, waren gemeinsam essen und haben dabei viel über die aktuelle angespannte Lage in unserem Bereich gesprochen. Der bleed-Gründer Michael Spitzbart hat uns erzählt, mit welchen Schwierigkeiten sie aktuell in der Produktion konfrontiert sind, war aber damals noch hoffnungsfroh, dass der Frühling Besserung bringt.

Ende letzter Woche erreichte uns dann die Nachricht, dass bleed Sorge hat, das Jahr nicht mehr abschließen zu können. In einem ausführlichen Brief beschreiben sie ihre Lage. Da die Worte von Michael von bleed die Situation unserer gesamten Branche betrifft, zitieren wir ihn hier ausführlich. Das gesamte Schreiben findet Ihr hier.

[...] Leider hat uns jetzt die Wucht der Krisen voll erwischt. Dabei ist es mehr die Summe vieler schwerwiegender Einflussfaktoren, wie Preissteigerungen, veränderte Zahlungsbedingungen seitens der Lieferanten, hohe Zinsen, kapitalbindende Lagerbestände und ein extrem verändertes Kaufverhalten, die dazu beigetragen haben, dass wir in diese schwierige Situation geraten sind.
Das Traurige ist für mich daran, dass unser vor einem Jahr noch zukunftsfähiges Konzept, welches sich zu 100% mit der Zukunft unseres Planeten beschäftigt hat, jetzt in Deutschland anscheinend nicht mehr tragfähig ist. Wir sehen, dass echte Nachhaltigkeit kaum mehr eine Rolle bei Kaufentscheidungen spielt und dass momentan, wenn überhaupt, nur preisbewusst gekauft wird. Ich, als Inhaber der Marke bleed, habe nie ausschließlich auf Umsatzziele gesetzt, sondern immer an Visionen und Lösungen gearbeitet, die eine ehrliche, nachhaltige Alternative bieten, regionale Arbeitsplätze schaffen und kommenden Generationen einen lebenswerten Planeten hinterlassen! In der aktuellen Marktsituation ist das aber ohne tatkräftige finanzielle Unterstützung nicht mehr möglich.
Mit diesem Brief wollen wir auf das Problem aufmerksam machen, von dem ich, durch den regen Austausch mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern im nachhaltigen Segment weiß, dass es nicht nur uns betrifft. Die gesamte nachhaltige Branche ist gefährdet. Auch wissen viele Konsument:innen nicht um die aktuelle Situation der Nachhaltigkeitsbranche. Die Crux ist ja, dass die Außendarstellung der Marken aktuell sehr positiv ist, da immer aggressiveres Marketing notwendig ist, um überhaupt Sichtbarkeit zu generieren. Bis zum Jahr 2021/22 war Nachhaltigkeit ein großes Thema, das viel öffentliches Interesse erzeugt und floriert hat.
Die aktuelle Inflation aber hat in kürzester Zeit das Kaufverhalten der Kund:innen stark verändert. Zudem wird der Markt durch das „Greenwashing" großer Firmen zusätzlich verwässert. Die meisten Waren werden aktuell nur noch stark reduziert, wenn überhaupt konsumiert. Auf Grund der Kombination der oben genannten Faktoren stehen wir bald vor dem Aus.
Die einzige Chance, die ich noch sehe um dieses Schicksal abzuwenden, ist Support von euch: Medien, Politik und Konsument:innen. Ihr habt die Chance zu zeigen, dass nachhaltige Produkte nach wie vor eine Daseinsberechtigung haben. Ihr könnt zeigen, dass ihr genau wie wir an eine nachhaltige Zukunft glaubt und daran arbeiten möchtet. [...]


Wer lieber ein Video schaut, das die Situation erklärt, kann diese Erklärung von Michael anschauen:


Warum wir bleed so besonders mögen
Für uns ist bleed eine der Marken, die dafür steht, wie wirklich nachhaltige und faire Mode sein soll oder müsste. Bei bleed merkt man, dass alle mit Herzblut dabei sind, dass sie wirklich hinter dem stehen, was sie tun und nicht das wirtschaftliche Wachstum im Vordergrund steht. Eine solche Haltung ist unserem Gefühl nach in der wachstumsstarken Phase vor Corona bei einigen etwas verloren gegangen. Die nachhaltige Branche ist extrem gewachsen, hat ihre Wirtschafts- und Werbepraktiken teilweise an jene der konventionellen Textilindustrie angepasst, So ist es schon länger in der Branche kein No-Go mehr, bei Zalando oder sogar Amazon zu verkaufen, die den Einzelhandel direkt in seiner Existenz bedrohen. Immer früher beginnende, immer krassere Sale-Aktionen, die auf uns Händler*innen einen enormen Druck auslösen, gehören bei einigen Marken mittlerweile dazu. Auch im nachhaltigen Sortiment wird geschaut, in welchen Ländern günstiger produziert werden kann. Dies war bei bleed immer anders. Über all die Jahre, die wir zusammenarbeiten, waren wir in angenehmen und vor allem ehrlichen Austausch mit Micha von bleed und seinem Team. Anstatt ihre Produkte in weiter entfernten, günstigeren Produktionsländern zu produzieren, stellen sie den Hauptteil ihrer Kollektion und sogar ihre Jeans in Portugal her. bleed ist ein Familienunternehmen, in dem auch der Papa von Micha, eigentlich nunmehr Rentner, noch mithilft und alle mal Model spielen. Wenn gerade eine solche Marke es nicht schafft, ist das ein Warnsignal für echte Nachhaltigkeit!


Wie Ihr helfen könnt
Am meisten hilft bleed natürlich, wenn bleed-Kleidung gekauft wird. Deswegen haben wir unser bleed-Sortiment aufgestockt - neue Jeans bestellt und andere bleed-Produkte, die wir - aus dem gerade leider für uns notwendigem Spardruck - in letzer Zeit nicht im Sortiment hatten.
Wenn Ihr bei uns eine bleed-Jeans oder ein anderes bleed-Teil kauft, das bleed durchgehend im Sortiment hat, können wir diese direkt wieder nachbestellen und schaffen so Einnahmen für bleed. Um Euch den Kauf einer bleed-Jeans attraktiver zu machen, könnt ihr sie bei uns im Onlineshop bestellen und bekommt mit dem Gutscheincode Supportbleed 10% Rabatt (muss im Warenkorn eingegeben werden; bis Ende Mai gültig). Wenn Ihr diesen Code im Laden beim Kauf einer bleed-Jeans nennt, bekommt Ihr ebenfalls 10% Rabatt.

Eine andere Möglichkeit, bleed zu unterstützen, ist der Passagierschein B24 - der Passierschein in eine nachhaltige Zukunft.
Der Passierschein ist eine Möglichkeit, bleed zu helfen, ohne Produkte oder einen Gutschein zu kaufen. Die Höhe des Supports kann selbst festgelegt werden. Mit dieser Aktion möchte bleed der aktuellen Situation mit Humor begegnen und entgegenwirken.

Eine große Hilfe ist in der aktuellen Situation natürlich auch Aufmerksamkeit. Falls Ihr selbst für eine Zeitung, Radio oder was auch immer arbeitet, einen Blog habt oder einfach einen Insta-Account, dann berichtet darüber und teilt die Aufrufe von bleed. Auch Bewertungen bei Google o.ä. nutzen, wenn Ihr schon bei bleed gekauft habt und zufrieden wart.

Oder Ihr bestellt direkt bei bleed. Normalerweise werben wir natürlich nicht dafür, in den Onlineshops der Marken direkt zu kaufen, weil auch wir dringend auf Einnahmen angewiesen sind, um zu überleben. Aber hier geht es gerade um alles!

Weitere Infos findet Ihr hier.

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