Januar 2017: Spendenaktion für Kältenothilfe für Flüchtlinge in Griechenland und auf der Balkanroute

Vom 14.01.17 bis zum 21.01.17 gehen 10% unserer Tagesumsätze an Ärzte der Welt zur Kältenothilfe für Geflüchtete in Griechenland und auf der Balkanroute.

 

13.01.17: Aus aktuellem Anlass haben wir uns kurzfristig entschlossen, eine Spendenaktion für die in Griechenland und auf der Balkanroute festsitzenden und derzeit vom Kältetod bedrohten Flüchtlinge zu machen. Die Flüchtlinge sind Temperaturen von bis zu - 28 Grad schutzlos ausgesetzt, viele müssen in verlassenen Häusern oder Zelten ohne Heizmöglichkeit hausen und auf dem Boden schlafen. Und Europa schaut weg!

 

Fotos: Copyright Ärzte der Welt

Wir haben uns - wie bereits im Sommer 2015 - für Ärzte der Welt als Organisation entschieden, da diese bereits vor Ort ein Unterstützungsnetz aufbauen konnten und auch derzeit die in Griechenland und auf der Balkanroute festsitzenden Geflüchteten mit dem nötigsten versorgen - also mit Essen, Getränken, warmer Kleidung, Decken und medizinischer Versorgung. Wir sind persönlich mit einem Mitarbeiter von Ärzte der Welt in Kontakt, unsere Spenden fließen direkt in diese Projekte. Der unten stehende Text und die Fotos wurden uns von Ärzte der Welt zur Verfügung gestellt. Sie wurden in den letzten Tagen aufgenommen und stammen aus dem Flüchtlingslager Moria in Griechenland (Zelte) und vom Balkan (Anstehen an einer Essensausgabe).



Bitte unterstützt auch die Petition von amnesty International an die EU:

Call to Aktion Griechenland

"Fordern Sie den Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker jetzt dazu auf, Menschenleben oberste Priorität zu geben und die EU-Regierungen dazu zu bewegen, Flüchtlinge von den griechischen Inseln in anderen EU-Ländern unterzubringen."


Information der Ärzte der Welt vom 9.01.17:

 

9. Januar 2017 - Ärzte der Welt ist alarmiert:

Die Lebensbedingungen in den griechischen Flüchtlingslagern haben sich durch die niedrigen Temperaturen nochmals verschlechtert. Ärzte der Welt appelliert an die EU, die UN und die griechische Regierung den Betroffenen umgehend durch Kälteschutzprogramme zu helfen. Die europäischen Länder müssen ihrer humanitären Verantwortung gerecht werden und geeignete Unterkünfte für die Geflohenen bereitstellen.

In den letzten drei Wochen sind die Temperaturen dramatisch gefallen, und mit Fortschreiten des Winters soll es noch kälter werden. Hunderte Kinder, Frauen und Männer müssen in Zelten und in ungeheizten Camps leben. Die unzuverlässige Stromversorgung lässt auch die wenigen Heizungen immer wieder ausfallen.

 

Zahl der Erkrankten steigt

Die Folgen sind deutlich: “In den letzten zwei Monaten haben wir immer mehr Kinder und ältere Menschen mit Atemwegsinfektionen aufgrund von Kälte und Luftfeuchtigkeit gesehen. Diese Infektionen waren im Oktober und November der Grund für ein Drittel der Arztbesuche“, sagt Dr. Nikolaos Marinos, medizinischer Koordinator von Ärzte der Welt Griechenland. „Für einige ist dies lebensbedrohlich, weil die Kälte Asthmaanfälle oder schwere Lungenentzündungen mit gravierenden Komplikationen hervorrufen kann. Die Zahl der Lungenentzündungen hat sich in den letzten zwei Monaten fast verdoppelt. Das Risiko einer Erkrankung ist stark gestiegen, weil die Menschen auf sehr engem Raum zusammenleben, oft mit vier bis fünf Menschen in einem Zelt. Die Gefahr, dass sich Epidemien innerhalb der Flüchtlingscamps ausbreiten, ist somit sehr hoch.“

 

Offene Feuer sollen wärmen - und gefährden die Menschen

Dazu kommt die Tatsache, dass die Menschen alles versuchen, um sich auch ohne Heizung aufzuwärmen. Im Camp Oreokastro im Norden Griechenlands wurden einen Frau und ihre zwei Kinder schwer verbrannt, als sie sich an einem Kochfeuer wärmen wollten. Mit sinkenden Temperaturen und steigender Verzweiflung steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich Unfälle dieser Art häufen werden.

Ahmed R., ein Flüchtling aus A’zaz in Syrien, ist in einer alten Fabrik im Norden Griechenlands untergebracht. „Das einzige, was wir bei dieser Kälte tun können, ist Feuer zu machen“, sagt Ahmed R. „Es ist gefährlich und der Rauch verteilt sich überall. So zünden wir die Feuer draußen an. Aber wenn wir wieder hinein gehen, ist es dort immer noch zu kalt, um zu schlafen. Also machen wir auch drinnen Feuern an. Wir haben noch nie unter so schlechten Bedingungen gelebt. Wir haben nicht gedacht, dass wir so zurück gelassen werden.“ Dr. Marinos bestätigt das: “Wir dürfen nicht die Langzeiteffekte für das Atemwegssystem vergessen, die durch das Einatmen von Rauch und giftigen Materialien entstehen. Die Menschen machen Lagerfeuer, um sich warm zu halten. Aus medizinischer Sicht ist das absolut inakzeptabel.“

 

Ärzte der Welt appelliert an europäische Regierungen

Ärzte der Welt versucht mit allen Mitteln eine humanitäre Krise zu verhindern. „Die griechische Regierung, die EU und das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen unternehmen bereits einige Anstrengungen um die Lebensbedingungen in den Camps zu verbessern, aber es ist nicht genug – bei weitem nicht“, bekräftigt François de Keersmaeker, Direktor von Ärzte der Welt Deutschland. „Griechenland ist mitten in einer Wirtschaftskrise. Wir können von diesem Land nicht erwarten, allein mit dem Problem fertigzuwerden, während andere europäische Länder keine Flüchtlinge aufnehmen. Alle europäischen Länder müssen jetzt handeln und ihren vereinbarten Anteil an Geflohenen von Griechenland übernehmen. Nicht mehr und nicht weniger.“

Im Europarat hatten mehrere Mitgliedstaaten zugesagt, Menschen aus den griechischen Flüchtlingslagern aufzunehmen – doch nur ein Bruchteil konnte bisher in andere europäische Länder ausreisen.

Das internationale Netzwerk von Ärzte der Welt unter Leitung von Ärzte der Welt Griechenland bietet kostenlose und qualitative Gesundheitsversorgung an für Flüchtlinge und Migranten, die auf den Ägäischen Inseln und dem griechischen Festland ankommen. Darüber hinaus werden die Grundbedürfnisse der Flüchtlinge abgedeckt durch den Zugang zu Erste-Hilfe-Ausrüstungen und in manchen Fällen durch Essen, Kleidung, Decken und Schlafsäcke.

Das Angebot von Ärzte der Welt ist vielfältig: Die medizinischen Mitarbeiter der Organisation untersuchen und behandeln die Flüchtlinge, organisieren Gesundheitsdienste und leisten medizinische und psychosoziale Unterstützung. Die Teams identifizieren besonders gefährdete Menschen und vermitteln sie an spezialisierte Sozialdienste weiter, verteilen Erste-Hilfe-Material und stellen Übersetzer und Dolmetscher für die Geflohenen zur Verfügung. Derzeit sind die Teams von Ärzte der Welt an 28 Orten in ganz Griechenland im Einsatz.

Wir rufen zu Spenden für unsere Aktivitäten in Griechenland auf. Hier kann direkt gespendet werden.

 

Text und Foto: Copyright Ärzte der Welt