Das Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin ist ein Zusammenschluss von verschiedenen Fairhandelsaktiven in Berlin - von Weltläden oder Läden wie uns, über bezirkliche Einrichtungen bis hin zu NGOs, Bildungseinrichtungen und Initiativen. Wir sind Mitglied im Steuerungskreis des Bündnisses, waren an dessen Gründung beteiligt und arbeiten fortlaufend an dessen Weiterentwicklung mit. Wir finden es super, dass dort die Aktivitäten von so vielen unterschiedlichen Akteur*innen gebündelt werden, wir mit so verschiedenen Aktivist*innen zusammen kommen und alle mal über den Tellerrand ihrer jeweiligen Arbeit schauen und noch mehr erfahren können, was die anderen machen, die mit ihnen an einem Strang ziehen. Durch die Öffentlichkeitsarbeit des Bündnisses wird der Faire Handel - in all seinen Facetten - sichtbarer gemacht. Neue Bündnismitglieder sind sehr gerne willkommen!
Was ist das Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin und wie ist dessen Konzept?
In Berlin gibt es eine Vielzahl von Organisationen, Initiativen und Einzelengagierten, die sich aktiv und mit viel Herzblut für den Fairen Handel als Ansatz für alternatives, nachhaltiges Wirtschaften einsetzen. Lange hat es an einer koordinierenden Instanz gefehlt, bei der alle Fäden zusammenlaufen und dieses Engagement gebündelt wird. Das Aktionsbündnis schließt als berlinweites Netzwerk für Fairen Handel diese Lücke: hier vernetzen sich ca. 40 Akteur:innen aus der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und Verwaltung, um den Fairen Handel in Berlin gemeinsam voranzubringen/ ihn zu stärken. Unser Motto: „Wir machen Berlin fair!“. Dies tun wir, indem wir eine Kooperations- und Aktionsstruktur bieten, innerhalb der sich die Fair-Handels-Aktiven austauschen, fortbilden und vernetzen können. Gemeinsam setzen wir tolle Kooperationsprojekte um und lassen die Öffentlichkeit wissen, was der Faire Handel leistet.
Gründungsfeier des Aktionsbündnisses im Dezember 2019. Fotos: Marlene Fulde/supermarché
Wann hat sich das Aktionsbündnis gegründet und wie kam es dazu?
Das Aktionsbündnis wurde im Dezember 2019 gegründet. Im Januar 2020 kamen über 100 Fair-Handels-Engagierte aus allen Bereichen zusammen und feierten dies gebührend (wer hätte geahnt, dass das nur wenige Wochen später für eine lange Zeit nicht mehr in dieser Form möglich sein würde?!).
Die Idee, dass Berlin ein Bündnis braucht, war schon einige Jahre vorher geboren. Es brauchte etwa zwei Jahre intensiver Strategieprozesse innerhalb einer unermüdlichen Kerngruppe, das Ausloten von Finanzierungsmöglichkeiten und die Entwicklung von Organisations- und Entscheidungsstrukturen. Es hat sich gelohnt, denn durch die Gründung kam frischer Wind in die Berliner Fair-Handels-Landschaft und plötzlich begegneten sich Menschen, die sich vorher nicht kannten. Das motiviert!
Ihr seid die beiden Stelleninhaberinnen der „Bündniszentrale“, stellt Euch und Eure Aufgabenbereiche doch bitte kurz vor.
Ich bin Nadine und bin die projektleitende Koordinatorin des Aktionsbündnisses seit seiner Gründung. Der Faire Handel begleitet mich schon seit Beginn meiner beruflichen Laufbahn – in meiner früheren Rolle als Fair-Handels-Beraterin für die Berliner Weltläden habe ich das Entstehen des Bündnisses von der ersten Idee an intensiv mitbegleitet und -gestaltet. Um die Kommunikation zwischen den Akteur:innen lebendig zu halten, organisiere ich Vernetzungs- und Austauschtreffen, moderiere verschiedene Gruppenprozesse wie z.B. die Projektarbeit in Arbeitsgruppen und setze verschiedene Fortbildungsangebote um.
Ich bin Lea und bin die Referentin für Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit im Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin. Ich bin erst seit Februar 2021 dabei und kümmere mich seitdem um die Pressearbeit, aber auch um die Aktualisierung der Website und
der Social Media Kanäle oder entwickle Printmaterialien. Ein sehr spannendes Projekt an dem ich aktuell gerade arbeite ist der interaktive Faire Stadtplan, auf dem ihr alle fairen Orte
von ganz Berlin entdecken könnt.
Wer kann sich im Aktionsbündnis engagieren und auf welche Art und Weise? Welche Akteur*innen engagieren sich bereits im Aktionsbündnis?
Das Aktionsbündnis ist offen für alle, die sich auf unterschiedliche Weise für den Fairen Handel in Berlin einsetzen – ob im Verkauf, in der Bildungs- und Kampagnenarbeit oder der öffentlichen Beschaffung. So zählen Weltläden, NGOs, Einzelhandelsunternehmen, Verwaltungsangestellte und auch Einzelengagierte zu den Bündnisaktiven.
Sie erhalten Informationen über aktuelle Veranstaltungen und Aktionen, können ihr Know-How gezielt einbringen und erhalten Möglichkeiten, bei konkreten Kampagnen oder anderen Kooperationsprojekten mitzumachen. Kurzum: sie sind lebendiger Teil der Berliner Fair-Handels-Bewegung!
Mehr Infos zu Möglichkeiten des Engagements und den
Akteur:innen des Fairen Handels findet ihr in unserer neuen Broschüre.
Was konnte das Aktionsbündnis in den ersten 2 Jahren seines Bestehens auf die Beine stellen, auf
was seid Ihr besonders stolz?
Unsere Highlight-Projekte sind definitiv die Entwicklung und Einführung der fairen Hauptstadt-Schokolade und die Kampagne „Fair Macht Schule“!
Die Faire Hauptstadtschokolade ist eine Berliner Fairtrade-Schokolade, es gibt sie sogar für einzelne Bezirke. Und in zwei Geschmacksrichtungen, Zartbitter (vegan) und Vollmilch.
Die Kampagne #FairmachtSchule hat es geschafft, dass der gesamte Reis sowie alle Banenen und Ananas, die in Berliner Grundschulen auf die Teller kommen, fair gehandelt sind. Das sind eine ganze Menge!
Und viele Schulen bestellen bereits seit 2019 nur noch fair gehandelte Sportbälle.
Berlin hat sich dieses Jahr beim Wettbewerb „Hauptstadt des Fairen Handels“ beworben und hat es auf den vierten Platz geschafft. Einige der eingereichten Projekte waren Kooperationsprojekte, die durch das Aktionsbündnis überhaupt erst realisiert werden konnten. Darauf sind wir stolz!
Was sind die zukünftigen Projekte des Bündnisses?
Das spannende an der Bündnisarbeit ist, dass sie dynamisch ist und sich immer an den aktuellen Bedarfen der Fair-Handels-Aktiven ausrichtet. Je nach Interessenslage und Anlass ergeben sich dann Inhalte und Formate, zu denen wir arbeiten. Ein aktuelles Projekt ist die Neugestaltung des berlinweiten, digitalen fairen Stadtplans, mit dem wir die Sichtbarkeit der fairen Standorte erhöhen und Berliner:innen die faire Vielfalt näherbringen möchten. In Frühjahr 2022 ist dann der internationale Faire Handel zu Gast in der Stadt: der World Fair Trade Summit findet statt und wir werden dies zum Anlass nehmen, um eine öffentlichkeitswirksame Kampagne zum Thema „faire Textilien“ zu starten.
Seid Ihr zufrieden damit, wo der Faire Handel in Berlin heute steht?
Der Berliner Faire Handel hat sich in den letzten Jahren ständig verändert. Die Stadt Berlin sowie mittlerweile 8 Bezirke sind stolze Träger:innen des Titels „Fair Trade Town“, es wurde eine Kompetenzstelle eingerichtet, die Verwaltungsmitarbeitende bei der Umsetzung einer fairen öffentlichen Beschaffung berät und unterstützt und es gibt jetzt das Aktionsbündnis – alles sehr positive Entwicklungen!
Doch insgesamt ist Berlin noch lange nicht wirklich „fair“… Auf dem Weg hin zu einer Stadtgesellschaft, die nachhaltiges Wirtschaften zur Leitlinie ihres Handelns macht und konsequent umsetzt, gibt es noch viel zu tun, sowohl auf politischer Ebene als auch auf zivilgesellschaftlicher Ebene. Aber wir sind auf dem Weg 😊
Ihr seid ein berlinweites Bündnis und insofern nicht kiezgebunden. Euer Büro befindet sich aber mittlerweile im Global Village in Neukölln auf dem Gelände der ehemaligen Kindl-Brauerei. Was mögt Ihr an dem Kiez und seiner Nachbarschaft?
Wir sind im Frühjahr mit unserer Trägerorganisation, dem Baobab Berlin e.V. als eine der ersten Organisationen in den Neubau des BGV eingezogen und sind glücklich, Teil im entwicklungspolitischen Zentrum zu sein, wo es vielfältige Austauschmöglichkeiten mit anderen NGOs gibt. Was wir an dem Kiez mögen: er zeigt sich mit allen Ecken und Kanten, mit allen Inspirationen und Herausforderungen, die ein diverses und sozial heterogenes Zusammenleben mit sich bringt. Das erdet!
Infos zum Aktionsbündnis Fairer Handel Berlin:
Am Sudhaus 2
12053 Berlin
Web: fairerhandel.berlin
Mail: info@fairerhandel.berlin
Das Interview mit Nadine & Lea vom Aktionsbündnis führten wir schriftlich im Oktober 2021 im Rahmen unserer Nachbar*innen-statt-Models-Kampagne.
Anstatt die Modelfotos der Marken zu nehmen, deren Basics wir durchgängig im Laden führen, fragten wir unsere Nachbar*innen & Kolleg*innen, ob sie nicht unsere Models sein wollen. Mehr zu der Aktion und der Idee dahinter findet Ihr hier. Dies sind die Modelfotos, die im Rahmen der Aktion von Nadine und Lea entstanden sind. Vielen Dank für die Teilnahme an der Aktion!
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